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  The Aphra Behn Page

APHRA BEHNS OROONOKO:

Die Kolonialherrin als erzählerische Autorität


© 1995 by Ruth Nestvold



Aphra Behns kurzer Roman Oroonoko, 1688 erschienen, ist ein frühes Beispiel eines Prosawerkes, das ernsthaft den Anspruch, Realität wiederzugeben, mit einer spannenden Handlung und der Darstellung von alltäglichen Details verbindet und gehört somit zu den Wegbereitern des bürgerlichen Romans. Interessanterweise handelt das Werk vorrangig von einem Sklavenaufstand in einer englischen Kolonie; an einem Ort also, der vor dem 16. Jahrhundert für die Europäer nicht existierte. Es ist also nicht nur die Erzählweise, die neu ist, sondern auch der Stoff der Erzählung. Zudem wird den Lesern die Geschichte von einer erzählerischen Autorität dargeboten, die erkennbar weiblich ist; eine Autorin und Kolonialherrin fungiert als Zeugin der Geschehnisse. Diese beispiellose Häufung von neuen Merkmalen in einem einzigen Text wirft ein Licht auf Bruchstellen in der Ideologie der neuzeitlichen Ordnung, besonders im Hinblick auf die Matrix von Geschlecht, Rasse und Herrschaftsverhältnissen. Diese Bruchstellen kommen vor allem in der Erzählstimme des Romans zum Vorschein. Hier sollen einige solcher Bruchstellen aufgespürt werden, die auf ideologische Widersprüche hinweisen, und in diesem Zusammenhang die Erzählstimme des Romans unter Berücksichtigung der Erzähltheorie und der Rezeption des Romans untersucht werden.


Aphra Behn in der Romangeschichte

Aphra Behn (1640-89) nimmt eine einmalige Stellung in der englischen Literatur ein; sie ist sowohl die erste professionelle Schriftstellerin Englands als auch eine bedeutende Innovatorin in der Entwicklung des neuzeitlichen Romans. Zu Lebzeiten war sie eine der erfolgreichsten Dramatiker der Restauration; nicht weniger als achtzehn Stücke stammten aus ihrer Feder; bei drei weiteren Stücken ist ihre Autorschaft umstritten. Nur John Dryden hat im gleichen Zeitraum mehr produziert und auf die Bühne gebracht. Ihren Platz in der Literaturgeschichte hat sie allerdings durch eines ihrer letzten Werke errungen, das kurze Prosawerk Oroonoko, or The Royal Slave. A True History, das ein Jahr vor ihrem Tod erschien. Die achtziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts waren eine schlechte Zeit für das Theater in London; einerseits wegen der politischen Unruhen und der Festnahme einiger Schriftsteller aufgrund ihrer regimekritischen Äußerungen, unter anderen Behn selbst, und andererseits wegen zurückgehender Besucherzahlen. Diese führten 1682 zum Zusammenschluß der beiden führenden Theaterhäuser, The Duke's Company, wo sämtliche Stücke Behns uraufgeführt worden waren, und The King's Company zu The United Company.(1) Erst nach dem Zusammenschluß wandte sich Behn der Prosa zu. Mit diesen fast zufälligen Prosawerken führte sie jedoch für die Entwicklung des Romans wichtige literarische Erneuerungen ein. Im ersten Band ihres Romans Love Letters Between a Nobleman and his Sister, erschienen 1684, entwickelte sie aus dem Vorbild der Lettres portugaises und ihrer Erfahrung als Dramatikerin eine neue narrative Form - die erste längere Fiktion, deren Handlung ausschließlich in Briefen erzählt wurde.(2) Mit Oroonoko wandte sie sich von der Briefform ab und schuf eine erzählerische Stimme, die eine gewisse Nähe zum Lesepublikum mit ungewöhnlicher Detailtreue verband; nebenbei prägte sie eine der ersten Darstellungen des edlen Wilden.(3)

Bei ihrer Suche nach einer Prosaform, die sich für Geschichten mit zeitgenössischer statt rein heroischer Thematik eignete, verwendete sie in Oroonoko und anderen kurzen Romanen eine plaudernde Erzählstimme, durchsät mit Floskeln wie, "I have already said...", oder "I forgot to ask how...",(4) die wie eine fortlaufende Unterhaltung mit dem Publikum wirkt. Die Anwesenheit dieser erkennbar weiblichen Stimme als Medium und Interpretin des Geschehens führt dazu, daß sie ebenfalls zum Teil des Erzählten wird, und manchmal sogar in die Handlung mit einbezogen wird; diese persönliche Präsenz bringt die Erzählung auf eine ausgesprochen individuelle Ebene. Unabhängig davon, ob sie in die Handlung eingreift oder nicht, wirkt Behns Erzählfigur meist wie eine real erzählende Stimme.

In der erzählenden Literatur, im Gegensatz zur dramatischen, hatte Behn wenige Vorbilder zur Verfügung. Von epischer Dichtung abgesehen, bestanden die erzählenden Formen der Zeit hauptsächlich aus heroischen sowie pikaresken und humoristischen Erzählungen; zum Beispiel den Romanzen von Madame de Scudéry auf der einen Seite und deren Parodien von Paul Scarron auf der anderen. Obwohl Behn sich dieser gegenläufigen Traditionen bediente, versuchte sie eher eine Erzählform zu entwickeln, die sich für zeitgenössische Handlungen eignete, die der Lächerlichkeit nicht in der gleichen Weise preisgegeben wurden, wie in Scarrons Erzählungen. Der Mangel an Vorbildern erklärt möglicherweise viele der stilistischen Unebenheiten in Behns Prosawerken, die einige Kritiker bemängelt haben. Behns Romane entstanden an einer literarischen Schwelle, zu einer Zeit, als Prosawerke insgesamt kaum die ästhetischen Erwartungen, die wir heute an den Roman stellen, erfüllen konnten, und hierin ist Oroonoko natürlich keine Ausnahme.

Trotz Behns wichtiger Erneuerungen hinkt ihr literarischer Ruf weit hinter ihren Verdiensten her. Die Norton Anthology of English Literature, die den traditionellen englischen Kanon bekanntlich verkörpert und bestätigt, nimmt Behn weder als Romanautorin noch als Lyrikerin oder Dramatikerin in ihre erlauchten Reihen auf.(5) Seit der Veröffentlichung der Biographien von Maureen Duffy und Angeline Goreau(6), 1979 und 1980, erfährt die Behn-Forschung allerdings einen deutlichen Aufschwung, und Love Letters Between a Nobleman and His Sister ist inzwischen als Virago Classic erschienen und damit wie ihr bekanntestes Werk Oroonoko leichter zugänglich.


Oroonoko und seine Erzählerin

Oroonoko erzählt die Geschichte eines afrikanischen Prinzen, der sich in Imoinda, Tochter eines Generals, verliebt. Die beiden wollen heiraten, aber Oroonokos Großvater, der regierende König, stellt sich dazwischen; er begehrt Imoinda selbst. Er macht Gebrauch von seinem königlichen Recht und läßt Imoinda in seinen Harem bringen. Dennoch gelingt es den Liebenden, eine Nacht zusammen zu verbringen, worauf sie entdeckt werden und Imoinda als Sklavin verkauft wird. Oroonoko glaubt allerdings, daß seine Geliebte hingerichtet worden sei. Der Prinz wird danach verraten und ebenfalls in die Sklaverei verkauft, und zwar von dem weißen Händler, dem er selbst seine Kriegsgefangenen verkauft hatte. Oroonoko kommt nach Surinam, wo er Imoinda auf einer benachbarten Plantage wiederfindet. Die Plantagenbesitzer finden Gefallen an der Liebesgeschichte und erlauben Oroonoko und Imoinda, die nun als Sklaven den Namen Caesar und Clemene erhalten haben, zusammenzuziehen und zu heiraten. Bald darauf ist Imoinda schwanger. Oroonoko kann den Gedanken nicht ertragen, daß sein Kind in der Sklaverei geboren werden soll, und bringt die anderen Sklaven dazu, zu rebellieren. Nachdem der Aufstand fehlschlägt, überredet Oroonoko Imoinda, sich von ihm töten zu lassen, damit sie nicht gefoltert oder vergewaltigt wird, falls er bei seinem Plan, den regierenden Gouverneur Byam zu ermorden, umkommt. Aber nachdem er die Tat vollstreckt hat, bringt er es nicht über sich, ihre Leiche zu verlassen. Der Gestank ihres verwesenden Körpers führt die Suchmannschaften schließlich zu Oroonoko. Bevor er sich selbst töten kann, wird er festgenommen, grausam gefoltert, und hingerichtet, um den anderen Sklaven als Warnung zu dienen.

Besonders auffallend an dem Roman ist seine ungewöhnliche Erzählhaltung. Die Rolle des erzählenden Ichs in Oroonoko ist für eine heutige Leserin schwer einzuordnen: die offensichtlich allwissende Erzählerin beschreibt das Geschehen häufig als Augenzeugin oder gar Mitbeteiligte. In dieser doppelten Funktion ist die Erzählerin einerseits eine Randfigur in der Handlung selbst, während sie andererseits sowohl die inneren Gefühlsregungen der Hauptfiguren beschreibt als auch laufend Kommentare über gesellschaftliche Mißstände abgibt. Die Hauptfigur ist und bleibt allerdings der "königliche Sklave" Oroonoko. Die Erzählerin tritt als Figur der Handlung erst in der zweiten Hälfte des Buchs auf. Wie Michael McKeon erkennt, dient diese erzählerische Strategie dazu, die Authentizität des Erzählten zu bezeugen:

... no tension exists in her dual role as narrator and character, because both roles are dedicated to the single end of witnessing, and thereby authenticating, a central character whose personal history is distinct from her own.(7)

Mit einer Erzählweise, in der die erzählerische Stimme nicht immer mit der Wahrnehmungsposition übereinstimmt, sowie mit Details über ihre eigene Person, fördert Behn die Identifikation ihrer Erzählerin mit der Autorin selbst, und zwar um die Glaubwürdigkeit der Geschichte zu unterstützen. Die Erzählerin nennt ihren Namen nie, gibt aber an, die tatsächliche Autorin zu sein; zudem stellt sie sich als eine priviligierte Frau vor, die zur weißen Oberschicht gehört.

Dennoch ist es aus erzähltechnischer Sicht problematisch, die Erzählerin mit der Autorin gleichzusetzen, und nicht nur deshalb, weil die Erzählstimme bekanntlich nie vollkommen mit einer tatsächlichen Autorin übereinstimmt. Einerseits trifft zwar zu, daß unter bestimmten Umständen die Gleichsetzung von Erzählstimme und Autorenstimme nicht unbedingt eine naive Vorgehensweise darstellt. In der Erzähltheorie wird - soweit man unterschiedliche Auffassungen und unterschiedliche Terminologie verallgemeinern kann - die Erzählstimme als die Summe der Ausdrucksmittel verstanden, die verwendet werden, um Begebenheiten des Textes zu vermitteln. Erzählerischer Standpunkt dagegen ist der Ort der Wahrnehmung entweder der Erzählfigur oder einer Reflektorfigur.(8) Die erzählerische Stimme, die sich von einer wahrnehmenden Figur der Handlung unterscheidet, wird häufig mit dem Autor oder der Autorin gleichgesetzt:(9)

Ordinarily, the unmarked case of narration for public narrators is that the narrating voice is equated with the textual author (the extrafictional voice or "implied author") unless a different case is marked--signaled--by the text. In other words, in the absence of direct markings which separate the public narrator from the extrafictional voice, so long as it is possible to give meaning to the text within the equation author=narrator, readers will conventionally make this equation.(10)

Andererseits wird von der Autorenstimme in der Fiktion anderes erwartet, als von der Autorenstimme eines authentischen Zeugnisses, was in der Rezeption von Oroonoko reflektiert wird: einerseits wird der Autorin vorgeworfen, daß sie keine konsequente Erzählperspektive eingehalten habe und es ihr nicht gelungen sei, die unterschiedlichen Handlungsebenen, die heroische und die realistische, zu verbinden; andererseits, daß sie gelogen habe. Wenn man ihr allerdings eine Lüge vorwirft, heißt das, daß die Erzählstimme ohne Einschränkung mit der tatsächlichen Autorin gleichgesetzt wird.(11) Dies wird auch häufig in der Rezeption angenommen, doch die offensichtlich fiktionalisierten Episoden des Textes passen nicht zu den Konventionen der Berichterstattung, wo Wahrheit als wichtigstes Kriterium gilt.

Als Roman funktioniert das Werk allerdings auch nicht. Nach unseren Maßstäben eignet sich die naive Erzählweise des Berichts nur dann für den Roman, wenn sie als bewußt fiktionalisiert oder ironisch verfremdet gesehen wird. Zudem nimmt sich die Erzählerin in Oroonoko einige Freiheiten, die unseren Ansprüchen an den Roman nicht genügen: nach heutigen Maßstäben, ist es keine konsequente Erzählperspektive, wenn die Erzählerin sich identifiziert, zugibt, daß sie nicht an Ort und Stelle war, und dann die inneren Gefühlsregungen von Personen beschreibt, die sie ihren Aussagen zufolge überhaupt nicht kennt.(12) Wenn die Erzählerin in Oroonoko über Dritte berichtet, steht häufig keine persönliche Beziehung dahinter; die Erzählweise ähnelt eher der einer allwissenden, auktorialen Erzählerin, besonders wenn sie Episoden erzählt, die sie persönlich unmöglich kennen kann, wie zum Beispiel die Episoden in Afrika. Hier stützt sich die Erzählerin auf Berichte anderer, geht aber auch auf die Empfindungen von Figuren ein, bei denen es schwer fällt zu glauben, Oroonoko habe ihr von ihnen erzählt. Diese Episoden erweitern die Sphäre der Erzählerin über das ihr Bekannte hinaus und machen deutlich, daß sie hier eine imaginative Autorität für sich beansprucht. Eine besonders wichtige Rolle bei der Handlung in Afrika spielt beispielsweise eine ältere Mätresse des Königs, Onahal, die nun als Wächterin der jungen Imoinda dient. Um zu seiner Geliebten zu kommen, überredet Oroonoko seinen Freund Aboan, Onahal zu verführen. Onahals Empfindungen in dieser Situation werden genauer wiedergegeben, als eigentlich für die Handlung notwendig wäre: sie findet den jungen Aboan ausgesprochen attraktiv und hofft, daß seine Beteuerungen nicht nur Mittel zum Zweck sind: "He spoke with such a tone, that she could not forbear believing it; ... being wholy transported with joy for having subdued the finest of all the King's subjects to her desires ... " (22)

Eine Erzählerin, die solche subjektiven Details einer fremden Welt als Tatsachen berichtet ist keine Ich-Erzählerin, wie wir sie gewohnt sind, sondern steht zugleich über weite Strecken über den Begebenheiten des Textes und nimmt somit eine auktoriale Position ein. Hier handelt es sich natürlich um eine Übergangsform zwischen auktorialem und Ich-Erzähler, dem Ich-Erzähler als Herausgeber, Vorleser oder Rahmenerzähler.(13) Stanzel postuliert, daß der wichtigste Unterschied zwischen der auktorialen Erzählsituation und der Ich-Erzählsituation in der "Opposition Identität und Nicht-Identität der Seinsbereiche von Erzähler und Charakteren" zu finden ist, und fährt fort:

Im Vergleich zum körperlosen (aber nicht unpersönlichen) auktorialen Ich nimmt die Person des Ich-Erzählers ... an "Leiblichkeit" zu .... Die Zunahme des Ich-Erzählers an "Leiblichkeit" bringt eine Einschränkung seines Wissens- und Wahrnehmungshorizontes und eine Bindung des Erzählvorganges an die Existenz des Ich-Erzählers als fiktionalem Charakter mit sich.(14)

Diese Unterscheidung trifft allerdings bei Oroonoko weniger zu. Die Erzählerin ist weder "körperlos" noch ist eine Einschränkung des Wissens- und Wahrnehmungshorizonts durch ihre Leiblichkeit besonders spürbar.

In diesem Zusammenhang ist eine weitere Eigenschaft der Erzählerin wichtig: Sie gibt sich als eine zu ihrer Zeit bekannte Autorin aus. Die Erzählerin nimmt sich die Freiheiten einer Autorin; sie ist Herrin ihrer Schöpfung und kann deshalb zugleich in die Handlung verwickelt sein und über ihr stehen. Wayne C. Booth spricht in seinem inzwischen klassischen Rhetoric of Fiction von einem "dramatized narrator," wenn es sich um eine Erzählstimme handelt, die sich als "ich" zu erkennen gibt.(15) Ich möchte mit dieser Bezeichnung einen Schritt weiter gehen und im Falle von Behns Erzählstimme in Oroonoko von "dramatized author" sprechen.

Eine solche dramatisierte Autorin, obwohl am Anfang der Romangeschichte häufig zu finden, paßt nicht in die gängigen Erzählmuster; es ist daher wohl kein Wunder, wenn viele Literaturwissenschaftler, die sich mit Oroonoko beschäftigen, die ganze Frage der Erzählhaltung ignorieren und nur noch von "Behn" oder "the author" sprechen, wenn sie sich über die Erzählstimme äußern. Hierzu drei kurze Beispiele:

In the jungle, Behn even manages to meet Colonel Martin who, as it just happens, is to be the protagonist of a new play appearing in London...(16) (Lennard Davis, Factual Fictions: The Origins of the English Novel, 1983)

Behn herself wins [Oroonoko's] esteem by tales of "the lives of the Romans, and great Men" . . .(17) (George Woodcock, "Founding Mother of the English Novel: Aphra Behn," 1976)

In its characteristically disturbing way, Behn's novel shows us just enough about the author's competition with Imoinda . . . to make us uneasy when we hold the book Oroonoko in our hands . . .(18) (Margaret W. Ferguson, "Juggling the Categories of Race, Class and Gender," 1991)

Trotz großer Fortschritte in der Behn-Forschung ist es gerade diese Vorgehensweise, die häufig dazu führt, daß Oroonoko immer noch hauptsächlich auf seinen Wahrheitsgehalt hin oder als Schlüssel zur Psychologie einer tatsächlichen Autorin untersucht wird. Angesichts dieser Verwirrung ist es hilfreich, genauer auf die Gattungsprobleme einzugehen, die die Erzählstimme von Oroonoko aufwirft.


Bericht, Roman und Wahrheit

Als Roman in die Literaturgeschichte eingegangen, aber womöglich als wahrer Bericht aus einem exotischen Land konzipiert und verkauft, verfügt Oroonoko über eine Erzählerin, die nicht nur für die Wahrheit der Geschichte bürgt, sondern sich auch auf die Wahrheit des Erzählten stützt. Schon auf der ersten Seite beteuert die Erzählerin die Wahrheit der Geschichte, gibt aber gleichzeitig zu, daß sie sich die Freiheit nimmt, Begebenheiten auch wegzulassen, um den Unterhaltungswert der Erzählung zu steigern:

I myself was an eye-witness to a great part of what you will find here set down; and what I could not be witness of, I received from the mouth of the chief actor in this history, the hero himself, who gave us the whole transactions of his youth: and I shall omit, for brevity's sake, a thousand little accidents of his life, which, however pleasant to us, where history was scarce, and adventures very rare, yet might prove tedious and heavy to my reader, in a world where he finds diversions for every minute, new and strange. (1)

Aus unserer Sicht erscheint diese Beteuerung wie eine konventionelle Lüge. Am Anfang der Romangeschichte stehen einige Werke, die Historizität vorgetäuscht oder behauptet haben, um sich von den "romances" abzugrenzen und ernstgenommen zu werden, wie zum Beispiel die Werke Daniel Defoes. So naiv waren allerdings die damaligen Leser doch nicht; gerade Defoe hat unter den Vorwürfen seiner Zeitgenossen gelitten, sein Authentizitätsanspruch mache ihn zum Lügner.(19) Behn dagegen wurde offensichtlich erst im zwanzigsten Jahrhundert Unredlichkeit vorgeworfen. Dieser Umstand liegt möglicherweise daran, daß ihre Zeitgenossen wußten, daß sie eine Zeitlang dort gelebt hat, wo Oroonoko spielt,(20) aber wohl auch daran, daß Behn ihre Erzählung durchaus geschickt an die damaligen Konventionen angepaßt hat. William C. Spengemann weist darauf hin, daß Oroonoko eine deutliche Ähnlichkeit zur Erzählform der "Brief True Relation" aufweist, die häufig für Reiseberichte im 17. und 18. Jahrhundert verwendet wurde. Diese Form verlieh Behn eine Autorität, die ihr in anderen Gattungen nicht gegönnt wurde:

...because the Brief True Relation rested the authority of its statements upon the writer's experiences rather than upon her social status or sex, the form allowed Behn to assume an authority that had been begrudged her in the masculine, courtly domains of drama and poetry.(21)

Als Augenzeugin wurde ihren Aussagen ein höherer Wert beigemessen, und mit der Form des Berichts stiegen die Chancen, daß das Werk ernstgenommen wurde. Gerade ein naiver Erzählstil wurde besonders als Beweis für die Authentizität des Erzählten hoch geschätzt.(22) Angesichts Behns bewußten Umgangs mit literarischen Konventionen in ihrer Tätigkeit als Lyrikerin und Dramatikerin besteht die Möglichkeit, daß der spontane Erzählstil von Oroonoko eine bewußte Entscheidung der Autorin darstellt und deshalb auch als Teil einer Fiktion zu sehen wäre.

Es gibt also zwei Arten, Oroonoko zu lesen, als Roman und als Reisebericht, und die Probleme, die viele Kritiker mit dem Werk haben, ergeben sich aus dem Spannungsverhältnis zwischen den Konventionen der beiden Gattungen. Wichtig ist vor allem, daß diese zwei unterschiedlichen Maßstäbe jeweils eine andere erzählerische Autorität verlangen. Verkürzt ausgedrückt: der Reisebericht soll wahr sein und der Roman erfunden; für den Reisebericht ist die Autorität im Sinne von Wissen entscheidend, während der Roman über eine erzählerische Autorität verfügt, die letzendlich allmächtig ist. Allerdings waren zu der Zeit, als Behn Oroonoko verfaßte, die Konventionen des Romans gerade erst am Entstehen, und die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion oft sehr undeutlich. Lennard J. Davis verdeutlicht, daß die Beziehung zwischen "Erlebtem" und "Erzähltem" im frühen Roman außerordentlich komplex war: "...the novel is a factual fiction which is both factual and factitious."(23)

Dabei gehört aber Davis zu den Kritikern, die Oroonoko dafür bemängeln, daß sein Wahrheitsgehalt fragwürdig ist: "Aphra Behn's own narrative fares no better than the words of the other whites. We doubt her from the opening 'authentication' to the numerous lies and tall tales included in the exotica of the novel."(24) Aber ganz im Gegensatz zu Davis' Behauptung zeigt die Rezeptionsgeschichte, die unermüdliche Suche nach dem Wahrheitsgehalt in diesem kurzen Roman, daß Behn offensichtlich durchaus in der Lage war, für ihre Leser glaubwürdig zu erscheinen.(25) In der Sekundärliteratur zu Behn war nach ihrer Biographie der Wahrheitsgehalt von Oroonoko das wohl beliebteste Thema der Kritiker.(26) Dies liegt zum Teil an den reichhaltige Schauplatzbeschreibungen und den eingestreuten Episoden, die eher zur Atmosphäre als zur Handlung beitragen, und wegen ihrer Detailliertheit den Eindruck verstärken, es handele sich um einen Reisebericht. Die Szene, in der die Erzählerin mit Oroonoko und anderen Neugierigen ein Indianerdorf besucht, ist ein eindruckvolles Beispiel dafür:

So advancing to him [the guide], some of them gave him their hands, and cried, 'Amora Tiguamy'; which is as much as , How do you do? or, Welcome, friend; and all, with one din, began to gabble to him, and asked, if we had sense and wit? If we could talk of affairs of life and war, as they could do? If we could hunt, swim, and do a thousand things they use? He answered them, We could. Then they invited us into their houses, and dressed venison and buffalo for us; and going out, gathered a leaf of a tree, called a Sarumbo leaf, of six yards long, and spread it on the ground for a table cloth; and cutting another in pieces instead of plates, set us on little low Indian stools, which they cut out of one entire piece of wood, and paint in a sort of Japanwork. They serve everyone their mess on these pieces of leaves; and it was very good, but too high-seasoned with pepper. (58-59)

Nach dem zur Erzählstimme Gesagten, scheint es plausibel, daß die Glaubwürdigkeit, sofern sie für einzelne Leser zustandekommt, hauptsächlich auf die Wirkung dieser Stimme zurückzuführen ist.(27) Es ist die Gegenwärtigkeit der Stimme, ihre Vertrautheit und ihre Redseligkeit, die uns in der abenteuerlichen Welt von Oroonokos Leben verankern.


Die Geschichte des schwarzen Sklaven aus der Sicht der Kolonialherrin

Einige der Widersprüche in Oroonoko hängen unmittelbar mit der Herausbildung der neuen realistischen Prosaform der "novel" zusammen; der Kombination der alten Welt des höfischen Romans (ironischerweise verkörpert in einem schwarzen Sklaven) und der "neuen Welt" des zeitgenössischen Lesers - und der Erzählerin.(28) Die Widersprüche der Erzählstimme spiegeln in gewisser Weise auch eben diesen Konflikt zwischen neuer und alter Welt wider: sie gehen auf die Positionierung einer Erzählerin zurück, die zur Oberschicht einer Kolonialgesellschaft gehört, die aber über Konflikte eben dieser Gesellschaft schreibt.

Oroonoko ist die Geschichte des königlichen Sklaven aus der Sicht der bürgerlichen Kolonialherrin, der fiktionalisierten Autorin Aphra Behn. Diese Situation ergibt verschiedene erzählerische Ebenen, weil der schwarze Sklave nur durch die weiße Erzählerin spricht. Diese Erzählerin hat nun gegenüber ihrem Helden eine Machtposition inne, die die gängige Gleichsetzung von Frauen mit Kolonisierten als simplistisch und undifferenziert entlarvt. Auf die Komplikationen in diesem Zusammenhang weist Laura E. Donaldson hin:

...the woman=colonized, man=colonizer metaphor lacks any awareness of gender--or colonialism for that matter--as a contested field, an overdetermined sociopolitical grid whose identity points are often contradictory. Historical colonialism demonstrates the political as well as theoretical necessity of abandoning the idea of women's (and men's) gender identity as fixed and coherent. Instead ... it makes it impossible to ignore the contradictory social positioning of white, middle-class women as both colonized patriarchal objects and colonizing race-privileged subjects.(29)

Manchmal wird in der feministischen Literaturwissenschaft angenommen, daß die "weibliche Perspektive" vom Wesen her subversiv sei, womit meistens eine gesellschaftskritische Einstellung der einzelnen Schriftstellerin gemeint wird. Einerseits stimmt zwar, daß eine Geschichte, die aus der Perspektive einer unterdrückten Figur erzählt wird, zwangsläufig Mißstände aufzeigen muß. Die Perspektive der ungerecht Benachteiligten erlaubt aber nicht immer den Rückschluß auf subversive Absichten der Autorin. Im Gegensatz zum erzähltechnischen Element der Wahrnehmungsposition setzt die subversive weibliche Stimme eher eine bewußte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen oder literarischen Konventionen voraus; weil sie direkt von einer Erzählfigur stammt und nicht von einer Reflektorfigur, die von der Handlung kontrolliert wird, ist die unzufriedene Ezählstimme eher aus erkennbar kritischer Absicht subversiv.

Bei der Erzählhaltung in Oroonoko ist dieser Umstand besonders deutlich zu erkennen. Die Subversivität der weibliche Erzählstimme, die durch den Blick der Außenseiterin auf eine männlich geprägte Gesellschaft entsteht, äußert sich bei Behns Erzählerin in impliziter und sogar offener Kritik. Die Handlung von Oroonoko bietet viele Gelegenheiten zu kritischen Äußerungen; im Vergleich der drei Kulturen - Indianer, Afrikaner, und Engländer - kommen Behns Landsleute oft schlecht weg, zum Beispiel, wenn die Erzählerin die afrikanische Sitte der Polygamie beschreibt:

Men take to themselves as many [wives] as they can maintain; and ... the only Crime and Sin with Woman, is, to turn her off, to abandon her to want, shame and misery: such ill Morals are only practis'd in Christian Countries, where they prefer the bare Name of Religion; and, without Vertue or Morality, think that sufficient. (11)

Im Gegensatz zu solchen klaren kritischen Ansichten ihrer Gesellschaft gegenüber, ist die Haltung der Erzählstimme zur Sklaverei etwas zwiespältiger.(30) Die Erzählerin übt keine direkte Kritik an der Sklaverei als solcher, als Institution, die es es abzuschaffen gilt; dennoch wirkt der Roman, weil er häufig aus der Perspektive eines unterdrückten Sklaven erzählt wird, wie eine Anklage gegen die Sklaverei.(31) Deshalb wurde der Roman im 18. und 19. Jahrhundert auch als Traktat gegen die Sklaverei rezipiert.(32) In einer Behn-Biographie des 19. Jahrhunderts zum Beispiel wird Oroonoko bescheinigt, die Sklaverei-Diskussion in England ausgelöst zu haben.(33) Dennoch läßt sich eine Stellungnahme der Erzählerin gegen die Sklaverei nicht finden; es sind vielmehr die Aussagen ihres Helden, die die Haltung gegen die Sklaverei vermitteln. In einer langen Passage in direkter Rede beispielsweise, empört sich Oroonoko gegen die Sklaverei, und auch gegen die Kolonialherren, die gesellschaftliche Gruppe, zu der die Erzählerin gehört. Diese Rede nennt Moira Ferguson "the first major pro-emancipation speech":(34)

"And why," said he, "my dear friends and fellow sufferers, should we be slaves to an unknown people? Have they vanquished us nobly in fight? Have they won us in honourable battle? And are we by the chance of war become their slaves? This would not anger a noble heart; this would not animate a soldier's soul. No, but we are bought and sold like apes or monkeys, to be the sport of women, fools and cowards; and the support of rogues and runagates, that have abandoned their own countries for rapine, murders, theft and villainies. Do you not hear every day how they upbraid each other with infamy of life, below the wildest savages? And shall we render obedience to such a degenerate race, who have no one human virtue left, to distinguish them from the vilest creatures? Will you, I say, suffer the lash from such hands?" (63-64)

Zweifellos bekennt sich die Erzählerin zu ihrer gesellschaftlichen Stellung als Kolonialherrin; aus ihr schöpft sie ihre angebliche Autorität innerhalb der Gemeinschaft des Romans.(35) Sie beteuert "authority and interest" (71), den Einfluß, den sie beim Gouverneur, Lord Willoughby, hat; sie wohnt im besten Haus der Kolonie (51); sie wird von anderen Bewohnern um Hilfe gebeten, wenn es darum geht, Oroonoko zu beruhigen und abzulenken (48). Dennoch sind ihre Loyalitäten widersprüchlich, weil sie den Sklaven Oroonoko als weitaus sympathischer als die meisten Kolonisten darstellt. Insofern verdient sie in gewisser Weise ihren Ruf, schon früh eine kritische Stimme gegen die Sklaverei erhoben zu haben. In seiner Studie zur Formen der kulturellen Begegnungen zwischen Kolonisten und Kolonisierten zeigt Urs Bitterli, daß die gängige Form der Kulturberührung zu Behns Zeiten darin bestand, "selbstgerecht die eigene Lebensform zur absoluten Norm" zu machen.(36) In Oroonoko ist diese Tendenz natürlich auch vorhanden, aber indem ansatzweise Sichtweisen der Indianer und der Sklaven wiedergegeben werden, wird die Absolutheit der kolonialistischen Weltsicht unterminiert.

Trotz der Beteuerung ihrer wichtigen Position in der Kolonialgesellschaft, basiert die Autorität der Erzählerin als Erzählerin zum Teil gerade auf ihrer marginalen Position in dieser Gesellschaft, die weiße Männer als Machtinhaber sieht. Durch ihre Ablehnung der Machtstrukturen der Kolonie und ihre Sympathie für ihren unterdrückten Helden distanziert sie sich zeitweise von ihren eigenen Standesgenossen. In einer für sie typischen sarkastischen Bemerkung vergleicht die Erzählerin Oroonoko ausdrücklich mit "weißen Männern": "...whoever had heard him speak, would have been convinced of their errors, that all fine wit is confined to the white men, especially to those of Christendom." (8-9) Aus dieser kritischen Position heraus kann die Erzählerin ihren schwarzen Helden vorteilhaft mit seinen weißen Herren und Widersachern vergleichen und aus dem Dilemma des edlen Sklaven eine packende Geschichte machen.(37)

Die gesellschaftliche Autorität, die sie für sich beansprucht, wird allerdings durch den Verlauf der Geschichte eher widerlegt. So verspricht sie Oroonoko zum Beispiel, seine Freilassung zu veranlassen (46-47); dieses Versprechen kann sie allerdings trotz ihrer Beteuerungen nicht einhalten, und die Vermutung liegt nahe, ihre Machtlosigkeit liegt daran, daß sie eine Frau unter den Kolonialherren ist. Als Oroonoko festgenommen wird, erscheint der Gouverneur nicht, und sein Stellvertreter Byam sorgt dafür, daß Oroonoko hingerichtet wird, als die Erzählerin abwesend ist: ihre Nerven sind zu schwach und sie ist geflohen.

Die widersprüchliche gesellschaftliche Positionierung der Erzählerin findet ihren Niederschlag in der teilweise widersprüchlichen Verwendung von Pronomen(38) für die Gruppe der Weißen: bezieht sich die Erzählerin auf die Ausbeutung von Sklaven, bezeichnet sie die Kolonialherren als "they"; bezieht sie sich auf das friedliche Zusammenleben mit den Indianern, bekennt sie sich zu "we", wie in Passagen wie dieser:

But before I give you the story of this gallant slave, it is fit I tell you the manner of bringing them to these new colonies; those they make use of there, not being natives of the place: for those we live with in perfect amity, without daring to command them... (1-2)

Dieses Zitat enthält sogar eine doppelte Distanzierung; sowohl im Wechsel zwischen "we" und "they", als auch in der räumlichen Distanzierung, die durch das Adverb "there" vermittelt wird. Zu den eindrücklichsten Beispielen sprachlicher Distanzierung zählt diese Passage:

I ought to tell you that the Christians never buy any slaves but they give them some name of their own, their native ones being likely very barbarous and hard to pronounce. (41)

Wenn die Erzählerin die Kolonialherren als "the Christians" und "they" bezeichnet, hört sich es so an, als ob sie nicht einmal zu den Christen gehöre. Die große Ausnahme zu dieser Positionierung der Erzählerin außerhalb der Kolonialgesellschaft in Bezug auf die Sklaven besteht im Falle einer Bedrohung durch sie:

You must know, that when the news was brought on Monday morning, that Caesar had betaken himself to the woods, and carried with him all the negroes, we were possessed with extreme fear, which no persuasions could dissipate, that he would secure himself till night, and then would come down and cut all our throats. (70-71)

Auch dieses sprachliche Phänomen kommt mehrmals vor. Es impliziert ein "we," das in der Machtlosigkeit besteht, ein "we" von Frauen und Kindern, von denjenigen, die fliehen, wenn die Situation bedrohlich wird.


Kolonialismus / Rasse / Geschlecht

Durch die Verwendung von Pronomen, die die Erzählerin der Gruppe der "women" zuordnen, kann sie jegliche Verantwortung für die Brutalität der Kolonialherren von sich weisen. Allerdings ist Machtlosigkeit der Preis dafür, Verantwortung nicht übernehmen zu müssen, und diese Machtlosigkeit widerspricht wiederum den Aussagen der Erzählerin über ihre einflußreiche Stellung in der Kolonialgesellschaft. Es ist also nicht nur ihre implizite Komplizenschaft als Weiße, wo Schwarze unterdrückt werden, die die Erzählerin ignoriert, sondern auch ihre eigene gesellschaftliche Benachteiligung. Eine gewisse Benachteiligung, die sie als schreibende Frau erfährt, gibt sie zu: "But his misfortune was, to fall in an obscure world, that afforded only a female pen to celebrate his fame." (42) Das vorrangige Kriterium der Unterdrückung in Oroonoko ist zwar das der Rasse und nicht des Geschlechts, aber auch für die Erzählerin stehen keine Handlungsmöglichkeiten außer Flucht und Sprache zur Verfügung.

Aber auch die Macht, die sie potentiell in der Sprache besitzt, kommt nicht zur Geltung - der Machtinhaber, der "Lord-Governor," auf den sie angeblich Einfluß hat, erscheint im Laufe der ganzen Handlung kein einziges Mal. Die gesellschaftliche Autorität, die die Erzählerin für sich beansprucht, basiert nämlich auf ihrem Einfluß auf einen Mann; sie selbst besitzt keine Macht und kann alleine nichts bewirken.

Dennoch kommt der Einfluß der Erzählerin auf Oroonoko gerade dadurch zustande, daß sie ihm fesselnde Geschichten erzählen kann:

I was obliged, by some persons who feared a mutiny (which is very fatal sometimes in those colonies that abound so with slaves, that they exceed the whites in vast numbers), to discourse with Caesar, and to give him all the satisfaction I possibly could. They knew he and Clemene were scarce an hour in a day from my lodgings; that they ate with me, and that I obliged them in all things I was capable. I entertained them with the lives of the Romans, and great men, which charmed him to my company; and her, with teaching her all the pretty works that I was mistress of, and telling her stories of nuns.... (48)

Die Erzählerin erhält also doch durch die Sprache eine gewisse Autorität; Oroonoko hat Vertrauen zu ihr, und nur deshalb ringt sie ihm das Versprechen ab, geduldig zu sein, bis der "Lord-Governor" zurückkommt. Andererseits hat die Macht der Sprache ihre Grenzen; es ist dem Zuhörer überlassen, ob er das Erzählte beachtet oder es gar glaubt. Als die Erzählerin versucht, ihre schwarzen Freunde in der christlichen Lehre zu unterrichten, macht sich Oroonoko darüber lustig. Die Worte Oroonokos bei seiner Festnahme erinnern an diese Erzählungen:

Caesar told him there was no faith in the white men, or the gods they adored; who instructed them in principles so false, that honest men could not live amongst them; though no people professed so much, none performed so little... (68-69)

Oroonoko spricht hier zum "Deputy-Governor" Baym, aber der Hinweis auf die christliche Lehre sowie das Verhalten, das er anprangert, werfen kein günstiges Licht auf die Erzählerin. Auch die Erzählerin verspricht viel und hält wenig. Die Verzweiflung des eingeworfenen Ausrufs "damn them" (73), den die Erzählerin offensichtlich bei der Errinerung an Oroonokos Verurteilung nicht unterdrücken kann, erzeugt zwar den Eindruck von Aufrichtigkeit, aber auch von Hilflosigkeit. Die Beziehung zwischen den gesellschaftlichen Randgruppen - Schwarzen und Frauen - in Oroonoko ist zwar von Sympathie geprägt, wird aber dadurch kompliziert, daß die Zugehörigkeit zu diesen Randgruppen letztendlich durch unterschiedliche Maßstäbe bestimmt wird. Die Erzählerin gehört zu den Siedlern, und sie schlägt sich auf ihre Seite, wenn es hart auf hart kommt. Oroonoko dagegen gehört zur Kriegerklasse, einem Männerbund, und die Aufopferung seiner Frau macht deutlich, daß in seiner Welt die Frau dem Mann unhinterfragt zu gehorchen hat. In gewisser Weise gehört allerdings auch der männliche Sklave Oroonoko in der rauhen Kolonialgesellschaft der Frauengemeinschaft an: "... he liked the company of us women much above the men, for he could not drink, and he is but an ill companion in that country that cannot." (48) Diese Gemeinschaft führt allerdings nicht zur konsequenten Solidarität zwischen benachteiligten Gruppen. In der Beziehung zwischen der weißen Kolonialherrin und dem schwarzen königlichen Sklaven manifestieren sich verschiedene Auffassungen von gesellschaftlicher Rangordnung, die nicht wegzuschreiben sind: obwohl sie davon keinen Gebrauch macht, hätte die Kolonialherrin, Oroonokos "Great Mistress" (48), Macht über den Sklaven; Oroonoko seinerseits macht in der langen Rede, die ich oben zitiert habe, deutlich, daß er sich Frauen gegenüber überlegen fühlt.

Dennoch ist eine deutliche Ähnlichkeit in der Strategie der Erzählerin zu bemerken, den gesellschaftlichen Wert sowohl des Sklaven als auch der Frau, der Erzählerin selbst, hervorzuheben. In der Widmung zum Roman behauptet Behn (die sich mit ihrer Erzählerin natürlich gleichsetzt): "Though I had none above me in that Country, yet I wanted power to preserve this Great man."(39) Sie ist von erstem Rang, wie auch ihr Held Oroonoko: deshalb gehören beide, obwohl aus gesellschaftlichen Gruppen, denen Selbstbestimmung abgesprochen wird, in der Weltordnung des Romans Oroonoko zu den angesehensten Persönlichkeiten Surinams. Die Logik, die diese Schlußfolgerung erlaubt, ignoriert einfach alle gesellschaftlichen Zuweisungen außer denen des Standes.(40)

Aber auch wenn die Erzählerin ihre eigene gesellschaftliche Benachteiligung - mit Ausnahme ihrer schon zitierten Bemerkung zu ihrem "female pen" - sowie die ihres Helden herunterspielt, spielt diese Benachteiligung natürlich in der Welt der Kolonialgesellschaft weiterhin eine große Rolle. Die Gesellschaft der Kolonie ist eine bürgerliche Gesellschaft, eine Gesellschaft des Handels, der die Erzählerin zwar angehört aber zu der sie sich nicht zugehörig fühlt.(41) Ihre Loyalität gilt einer aristokratischen Weltordnung, die durch den Sklaven Oroonoko verkörpert wird.(42) In der Welt der Kolonie gilt allerdings Oroonokos Adel nichts mehr - er ist inzwischen zur Ware geworden. Der königliche Sklave ist der aristokratische Held der Romanze, der in einer Handlung des Handels gefangen ist. Die Erzählerin nimmt an beide Weltordnungen teil und vermittelt beide in ihrem Text, aber sie erkennt Oroonokos Platz in der Welt des Handels nicht an.(43) Letzendlich ist es nicht nur das "they" der Männer, von dem sich die Erzählerin ausschließt, sondern auch das "they" des Handels, und zwar des Handels mit Menschen.(44) Die Widersprüche der grammatikalischen Zuordnung zeigen also doch eine innere Logik.

In der Kritik wurde schon mehrfach bemerkt, daß Oroonoko eine deutlich "realistischere" Wirkung als frühere Prosawerke im englischen Sprachraum hervorzurufen vermochte. Einerseits ist dies auf die Fülle an Details zurückzuführen, auf die schon hingewiesen wurde. Es sind aber nicht nur die überzeugenden Kleinigkeiten, die Oroonoko eine gewisse realistische Wirkung verleihen, die wir mit dem modernen Roman assozieren: auch der Widerspruch zwischen der beanspruchten gesellschaftlichen Stellung der Erzählerin und ihrer Machtlosigkeit gegenüber dem gesellschaftlichen Apparat als Ganzem trägt dazu bei. Die mangelnde gesellschaftliche Autorität der Erzählerin bestimmt letzendlich den Ausgang der Geschichte, und dadurch erfährt der Roman eine weitere Verstärkung der realistischen Wirkung. Die Hilflosigkeit gegenüber Zwängen der Gesellschaft ist eine ausgesprochen "romanhafte" Handlung, besonders seit Richardson.(45) Oroonoko ist ein tragischer Held, die übermenschliche Figur von Romanze und Epos, aber die Erzählerin ist eine alltäglichere Gestalt, die gegen den gesellschaftlichen Apparat zwar ansatzweise zu kämpfen versucht, die aber die notwendige Größe nicht besitzt und durch Untätigkeit scheitert. Oroonoko scheitert natürlich auch, aber sein Scheitern ist dramatisch und emotional geladen; der Stoff, aus dem Helden gemacht werden.


Widerspruch und Leistung

Um kurz zusammenzufassen: Hier haben wir ein Werk; vielleicht wahr, vielleicht auch nicht; vielleicht Reisebericht, vielleicht Roman; von einer Autorin, die eine Erzählerin einsetzt, die vorgibt, die Autorin zu sein; eine fiktionalisierte Autorfigur also, die zudem vorgibt, Autorität zu haben, die sie ganz offensichtlich nicht hat, weder in der Gemeinschaft, noch in einem Großteil der Erzählung selbst.

Aber was für eine Auswirkung haben diese Widersprüche und diese komplexe Erzählhaltung auf die Leseerfahrung? Behn war bemüht, den Eindruck einer real erzählenden Stimme zu erzeugen: die Entrüstung und Betroffenheit der Erzählerin sind durchaus nachvollziehbar, und ihr moralisches Dilemma, ihre Hilflosigkeit, wenn sie gar nicht hilflos sein will, verstärkt die Wirkung des Erzählten. Daß Oroonoko als Roman rezipiert aber an seinem Wahrheitsgehalt gemessen wird, kann zum Großteil auf die Wirkung der Erzählstimme zurückgeführt werden. Und es sind trotz aller Kritik gerade die Widersprüche, die überzeugen - die geteilte Loyalität einer Erzählerin, die betroffen ist und betroffen macht.

Spengemann z.B. erkennt Behns wichtige literarischen Erneuerungen an, impliziert aber gleichzeitig, daß sie eher unbewußt als bewußt stattgefunden haben:

... by telling her romantic tale in this form she stumbled, however unwillingly, upon a new way of writing fiction - a combination of language, structure, theme, narrative mode, and a vision of human history that we now associate with "the novel."(46)

Ich dagegen würde Behn etwas mehr als "drüberstolpern" zugestehen. "Absicht" ist natürlich im Nachhinein schwer festzustellen, aber Spengemann mindert Behns literarische Leistung herab, während er sie gleichzeitig anerkennt. Einerseits kann dies als eine typisch abwertende Haltung männlicher Kritiker gegenüber weiblichen Errungenschaften gesehen werden;(47) andererseits hängt, wie ich meine, eine solche Beurteilung auch mit der Wirkung der Erzählstimme zusammen. Da die Identifikation der Erzählstimme als Autorin im Text eingebaut ist, fällt es leicht, die Erzählweise als naiv und ohne künstlerische Absicht zu sehen. Die große Mehrzahl der Interpretationen von Oroonoko behandeln das Werk als Bericht, ob sie nun die Erzählerin für glaubwürdig erklären oder nicht. Die Strategie, mit der die Erzählstimme eingesetzt wird, findet dabei wenig Beachtung. Sogar ein Kritiker wie Davis zeugt von der Wirkung dieser Erzählstimme: obwohl er von vorneherein erklärt, daß Oroonoko ganz offensichtlich erfunden sei, befaßt sich seine Interpretation hauptsächlich mit dem mangelnden Wahrheitsgehalt.(48) Die Defoe-Rezeption ist in umgekehrter Richtung verlaufen: inzwischen wirft niemand Defoe vor, wegen des Vorworts zu Robinson Crusoe Lügen zu verbreiten. So hängt die Beurteilung von Oroonoko immer noch davon ab, daß ihm eine gewisse, meist naive Wahrheit zugesprochen wird. Aber vielleicht war gerade das die beabsichtigte Wirkung? Und wenn dem so ist, sollten wir in diesem Fall den Roman anders interpretieren oder beurteilen?

Erst zum Schluß des Romans weist die Erzählerin auf ihr bekanntes schriftstellerisches Können hin:

Thus died a great man, worthy of a better fate, and a more sublime wit than mine to write his praise. Yet, I hope, the reputation of my pen is considerable enough to make his glorious name to survive to all ages, with that of the brave, the beautiful and the constant Imoinda. (81)

Hier ist nicht mehr die Rede von "only a female pen," sondern von "considerable reputation," die die Erzählerin sich zuspricht. Aber auch in diesen zwei Sätzen widerspricht sie sich, denn zuerst ist ja die Rede davon, daß Oroonoko einen besseren Chronisten verdient hätte. Einerseits kann diese Abwertung des eigenen Könnens als typische weibliche Haltung gesehen werden, aber anderseits dient womöglich diese bescheidene "weibliche" Haltung auch dazu, den Eindruck der Authentizität des Erzählten zu unterstützen.

Wie ich gezeigt habe, enthält der Roman durchweg solche auffallenden Widersprüche, die vor allem in der Beziehung zwischen der Erzählerin und ihrem Helden zum Vorschein kommen. Aber gerade in den sprachlichen und ideologischen Bruchstellen müssen wir Behns literarische Leistung suchen, weil es ihre Neuerungen waren, die sie in Widersprüche verstrickte: einerseits der Versuch, eine Handlung (im Sinne von "plot") in das realistische Umfeld der Berichterstattung einzubetten und gleichzeitig die Erzählperson individuell zu gestalten und in die Handlung einzubeziehen; und andererseits der Versuch, die eigene Kultur mit anderen Augen zu sehen. Weder das eine noch das andere Experiment gelingt der geübten Dramatikerin vollkommen; ihr afrikanischer Prinz wirkt wie ein europäischer Held romantischer Epen und ihre Erzählung ist letzendlich weder Bericht noch Roman. Dennoch bleibt Oroonoko ein wichtiger Versuch; ein Übergangswerk, das sich jeder endgültigen Bestimmung entzieht.

Trotz aller Widersprüche steht fest, daß über einige Jahrhunderte hinweg die Rolle des erzählenden Ichs in Oroonoko für eine ganze Reihe von Lesern sehr wirkungsvoll war. Oroonoko ist sowohl die tragische Geschichte eines edlen Sklaven als auch die sehr moderne Geschichte der Erzählerin in ihrer Machtlosigkeit, ihren Freund zu retten. Sie muß zusehen, wie das Geschehen seinen Lauf nimmt, ohne daß sie eingreifen oder etwas ändern kann. Wäre die Erzählerin ausschließlich als passive Erzählstimme im Roman vorhanden gewesen, eine Rahmenerzählerin, wie wir sie erwarten, wäre wohl die Wirkung weitaus weniger mitreißend.


ENDNOTEN
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1. Vgl. Ros Ballaster, "'Pretences of State': Aphra Behn and the Female Plot," in: Rereading Aphra Behn: History, Theory and Criticism, Heidi Hutner, Hrsg. (Charlottesville: University Press of Virginia, 1993): 187. Vgl. zur historischen Situation auch Elfi Bettinger, "Women of Letters: Die politische Briefliteratur von Aphra Behn, Mary Delarivier Manley und Eliza Heywood," in: Die Frau im Dialog. Studien zur Theorie und Geschichte des Briefes, Anita Runge und Liselotte Steinbrugge, Hrsg. (Stuttgart: Metzler, 1991): 56.

2. Vgl. Robert Adams Day, Told in Letters: Epistolary Fiction Before Richardson (Ann Arbor: Univ. of Michigan Pr., 1966): 198.

3. Vgl. George Woodcock, "Founding Mother of the English Novel: Aphra Behn," A Room of One's Own 2,2-3 (1976): 38.

4. Aphra Behn, Oroonoko: Or, the Royal Slave (1688). In: The Novels of Mrs Aphra Behn, Ernest A. Baker, ed. (Westport, Connecticut: Greenwood Press, 1969): 9, 11.

5. Vgl. The Norton Anthology of English Literature, Fifth Edition (New York und London: W.W. Norton and Company, 1986).

6. Maureen Duffy, The Passionate Sheperdess: Aphra Behn 1640-89 (1977; Neuauflage, New York: Avon Books, 1979); Angeline Goreau, Reconstructing Aphra: A Social Biography of Aphra Behn (New York: Dial Press, 1980).

7. Michael McKeon, Origins of the English Novel, 1600-1740 (Baltimore und London: John Hopkins U.P. 1987): 112.

8. Vgl. hierzu Seymour Chatman, Story and Discourse (Ithaca und London: Cornell Univ. Pr., 1978): 153.

9. Susan Sniader Lanser, The Narrative Act: Point of View in Fiction (Princeton: Princeton Univ. Pr., 1981): 8.

10. Lanser: 151.

11. Ein Aufsatz von Ernest Bernbaum von 1913, "Mrs. Behn's Biography, a Fiction," (PMLA 28: 432-53) zettelte eine regelrechte literarische Fehde an, die heute noch andauert. Vgl. z.B. Goreau, 9-11; und Katherine M. Rogers, "Fact and Fiction in Aphra Behn's Oroonoko," Studies in the Novel 20,1 (Spring 1988): 1-15.

12. In seiner kürzlich erschienenen Studie zur Erzählperspektive meint Jürgen Petersen zum Beispiel, daß Passagen in der dritten Person sich immer auf die Erzählperson beziehen:Erzählsysteme. Eine Poetik epischer Texte (Stuttgart und Weimar: Metzler Verlag, 1993): 61-62.

13. Franz K. Stanzel, Theorie des Erzählens 5.A. (Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1979): 258-59.

14. Stanzel, 258.

15. Booth, The Rhetoric of Fiction (Chicago und London: Univ. of Chicago Pr., 1961): 152-53.

16. Lennard J. Davis, Factual Fictions: The Origins of the English Novel (New York: Columbia U.P., 1983): 110

17. George Woodcock, "Founding Mother of the English Novel: Aphra Behn," A Room of One's Own 2,2-3 (1976): 40.

18. Margaret W. Ferguson, "Juggling the Categories of Race, Class and Gender: Aphra Behn's Oroonoko," Women's Studies 19 (1991): 172.

19. Vgl. McKeon: 120.

20. Vgl. Goreau: 44.

21. William C. Spengemann, "The Earliest American Novel: Aphra Behn's Oroonoko," Nineteenth Century Fiction 38 (1983-84): 390.

22. Vgl. McKeon: 109.

23. Davis: 212. Allerdings sind seine Aussagen zu Behn nahezu unbrauchbar; einerseits akzeptiert er kritiklos die Behauptungen von Bernbaum, die inzwischen von einigen Kritikern in Zweifel gezogen worden sind (vgl. hierzu Rogers); andererseits zitiert er aus Oroonoko im falschen Kontext und behauptet, Oroonoko's "Stamm" in Afrika verkörpere "the first state of innocence, before man knew how to sin" - ein Zitat, das sich auf die Indianer in Surinam bezieht und nicht die Schwarzen in Afrika. Dabei ist das Verhältnis zwischen Fakt und Fiktion in Behns Werken viel komplexer als Davis behauptet.

24. Davis: 109-10.

25. Vgl. hierzu Robert L. Chibka, "'Oh! Do Not Fear a Woman's Invention': Truth, Falsehood and Fiction in Aphra Behn's Oroonoko," Texas Studies in Literature and Language, 30,4 (Winter 1988): 510-37.

26. Mit dem zunehmenden Interesse feminister Kritikerinnen an Behns Werken ändert sich dieser Tatbestand langsam, aber dabei wird Oroonoko immer noch häufiger als Zeitgeschichte denn als Fiktion gelesen, so daß die Frage der erzählerischen Strategie natürlich eine geringe Rolle spielt.

27. Zur Wirkung der gesprächigen Erzählstimme, vgl. Martine Watson Brownley, "The Narrator in Oroonoko," Essays in Literature 4 (1977): 174-81.

28. Vgl. hierzu Spengemann, 409.

29. Laura E. Donaldson, Decolonizing Feminisms: Race, Gender and Empire-Building (Chapel Hill: Univ. of N.C. Pr., 1992): 6.

30. Auf Behns widersprüchliche Haltung zur Sklaverei geht Moira Ferguson ausführlich ein: Vgl. Subject to Others: British Women Writers and Colonial Slavery, 1670-1834 , Kapitel 2, "Oroonoko: Birth of a Paradigm." (New York und London: Routledge, 1992): 27-49.

31. Charlotte Sussmann dagegen meint, der Text des Romans sei "quite concerned with maintaining the status quo." "The Other Problem with Women: Reproduction and Slave Culture in Aphra Behn's Oroonoko," in: Rereading Aphra Behn: History, Theory and Criticism, Heidi Hutner, Hrsg. (Charlotesville: Universtiy Press of Virginia, 1993): 215.

32. "The novella had been recognized as a seminal work in the tradition of antislavery writings from the time of its publication down to our own period." Laura Brown, "The Romance of Empire: Oroonoko and the Trade in Slaves." In: Felicity Nussbaum und Laura Brown, Hrsg. The New Eighteenth Century (London: Methuen, 1987): 42.

33. "England's First Lady Novelist." The St. James's Magazine, 7 (1863), 351-358. Zitiert nach Mary Ann O'Donnell. Aphra Behn: An Annotated Bibliography of Primary and Secondary Sources. (New York und London: Garland Pub., 1986): 358.

34. Vgl. Moira Ferguson, 26.

35. Zur gesellschaftlichen Stellung der Erzählerin vgl. Rogers: 10-11.

36. Urs Bitterli, Die "Wilden" und die "Zivilisierten": Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung (München: Verlag C.H. Beck, 1991): 84. Allerdings macht auch Bitterli krasse Fehler in seiner Zusammenfassung von Behns Oroonoko: vgl. S. 193.

37. Ballaster sieht auch einen Zusammenhang zwischen der erzählerischen Autorität und der gesellschaftlichen Marginalität: 204.

38. Vgl. hierzu Jacqueline Pearson, "Gender and Narrative in the Fiction of Aphra Behn," Review of English Studies 42, 165 u. 166 (1991): 188, sowie Chibka: 529.

39. The Works of Aphra Behn, Montague Summers, Hrsg. (1915. Neuauflage New York: Phaeton Press, 1967) V: 511.

40. Catherine Gallagher weist darauf hin, daß die "Protofeministinnen" des 17. Jahrhunderts fast alle Monarchistinnen waren, und führt diesen Umstand auf den Wunsch zurück, Rang und nicht Geschlecht als ausschlaggebendes Unterscheidungsmerkmal für die gesellschaftliche Stellung beizubehalten, sowie einen Individualismus, der sich auf monarchistisches Gedankengut stützt; "Embracing the Absolute: The Politics of the Female Subject in Seventeenth-Century England," Genders 1 (Spring 1988): 24-39.

41. Behn und andere Schriftstellerinnen des 17. Jahrhunderts haben besonders die Selbstsüchtikeit der neuen Ära angeprangert: vgl. hierzu Janet Todd, The Sign of Angelica: Women, Writing and Fiction, 1660-1800 (London: Virago Press, 1989): 17.

42. Aber letzendlich scheint ihre persönliche Hierarchie eher ein Adel des Gemüts und nicht immer nur des Blutes zu sein: die zwei sympathischen weißen Männer im Roman, Colonel Martin und Trefry, gehören nicht zum Adel, und Martin ist nicht einmal ein "Royalist."

43. "The powerful act of `reductive normalizing' performed by the romantic narrative is somewhat countered then, by a similarly powerful historical contextualization in Behn's account of trade." Brown: 53.

44. In ihren Stücken kritisiert Behn auch häufig den Handel mit Frauen. Vgl. Mark Lussier, "'The Vile Merchandise of Fortune': Women, Economy, and Desire in Aphra Behn," Women's Studies 18 (1991): 379-393.

45. Myra Jehlen weist darauf hin, daß besonders weibliche Figuren diese Hilflosigkeit im Roman verkörpern: "Archimedes and the Paradox of Feminist Criticism," Signs 6, 4 (1981): 595.

46. Spengemann: 409.

47. Spengemanns Komentar scheint eine Variation von "It wrote itself" zu sein, einer Strategie zur Ablehnung weiblichen Könnens, die Joanna Russ aufspürt; vgl. How to Supress Women's Writing (Austin: Universtiy of Texas Press, 1983): 21.

48. Chibka verweist ebenfalls auf diese Wirkung, die Behns Erzählweise auf Kritiker hat, zählt allerding Davis zu den Ausnahmen: 513.



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